Christopher von Savigny, Wilhelmsburg
Was bedeutet „koscher“? Was macht einen guten Juden oder einen guten Moslem aus? Wie steht der Islam zum Thema Empfängnisverhütung? Judentum und Islam – zwei Religionen, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben. Die Zehntklässler des Helmut-Schmidt-Gymnasiums wollten es genauer wissen und haben mit Shlomo Bistritzky, Landesrabbiner der Jüdischen Gemeinde Hamburg, und mit Ramazan Ucar, Vorsitzender der Zentrums-Moschee Hamburg, diskutiert.
Rund zwei Drittel der Gymnasiasten kommen aus einem muslimischen Elternhaus – Schüler jüdischen Glaubens gibt es an der Schule hingegen gar nicht. Kein Wunder, dass Bistritzky zunächst im Mittelpunkt steht. Mit seinem ausgeprägten Vollbart und der kreisrunden „Kippa“ auf dem Kopf wirkt Bistritzky wie der Inbegriff des jüdischen Rabbi. Er sei orthodox erzogen worden, berichtet der Gemeindevertreter. Streng nach der Tora, den Gesetzen Mose. Täglich muss er eine Reihe von Ge- und Verboten einhalten. Dazu gehört zum Beispiel das „koschere“ Essen, das nach besonderen Vorschriften zubereitet sein muss. Bistritzky ist in Israel aufgewachsen. Als Kind hat er mit seinen Großeltern oft Jericho, die arabische Stadt im Westjordanland, besucht. „Es gibt viele gemeinsame Bräuche mit dem Islam“, stellt Bistritzky fest.
Die Schüler sind vorbereitet, sie haben sich Fragen überlegt. Nada (15) möchte wissen, wie der Imam zu islamistischen Terroranschlägen steht. „Eine gute Frage“, sagt Ucar. „Terrorismus hat mit unserer Religion nichts zu tun.“ Das sei bereits an der Übersetzung des Wortes „Islam“ ersichtlich, das „Frieden“ bedeute. Vom interreligiösen Unterricht, wie er in Hamburg praktiziert wird, hält Ucar eine ganze Menge. „Aber dann muss es auch mehrere Lehrer geben, die unterschiedlichen Religionen angehören.“ Bistritzky ist in der Hinsicht kompromisslos: „Ich möchte nicht, dass sich meine Kinder mit dem Christentum oder dem Islam beschäftigen“, sagt er.
Organisiert wurde der interreligiöse...
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