Friedliches Fest am Tag, Krawalle in der Nacht: Das sind seit ein paar Jahren die zwei Gesichter des Schanzenfests. Dieses Jahr wollen die Organisatoren anscheinend auf das Fest verzichten. Hintergund sind offenbar Differenzen über Ziele und politische Inhalte der Veranstaltung.
Andreas Blechschmidt, Aktiver aus der Roten Flora, gibt Einblicke in die Diskussionen rund um das Fest. Im Programmheft des Radiosenders „Freies Sender Kombinat“ (FSK) formuliert er seine Sicht auf die Debatte. Demnach sind die Messer-Attacken nach dem Fest im vorigen Jahr der Anlass dafür, die Stadtteilparty dieses Jahr abzublasen. Beim Versuch, Feuer unter dem Vordach der Roten Flora zu löschen, wurden im August 2012 zwei Flora-Aktivisten angegriffen und schwer verletzt.
An sich gehe es bei der Debatte aber um die Frage, wofür die Stadtteilparty überhaupt steht. Es gebe keinen „tragfähigen Konsens“ darüber, „unter welchen Voraussetzungen das Schanzenfest politisch gestaltet werden kann“, so Blechschmidt.
Seit 1988 gibt es das Fest, das Initiativen aus dem Umfeld des besetzten linken Kulturzentrums am Schulterblatt organisierten. Es wuchs von Jahr zu Jahr, schon bald gab es Einwände, dass die immer stärkere Kommerzialisierung den politischen Anspruch unterhöhle. Bis 2002 verliefen die jährlichen Veranstaltungen friedlich. Ab 2003 wandelte sich das: Unter dem damaligen Innensenator Schill ging die Polizei gegen das Fest vor, danach gab es jährlich Ausschreitungen. Das Kräftemessen mit der Polizei entwickelte sich zu einem Ritual, das meist jungen wütenden Schanzentouristen als Anlass diente, mal die Sau rauszulassen. Der Konflikt mit der Polizei wurde zur „Bühne eines an sich selbst berauschenden Krawalls“, so Blechschmidt.
Lange gab es in den Veranstalterkreisen keine kritische Auseinandersetzung mit der Gewalteskalation, so Blechschmidt. Nun hat offenbar eine Diskussion begonnen.
Offiziell hat sich der Organisationskreis bisher nicht geäußert.
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