Karin Istel, Othmarschen
Wenn sich Thomas Worseck und Mirjam Hennig unterhalten, dann ist kein einziger Ton zu hören. Und doch verständigen sich die beiden in atemberaubender Geschwindigkeit – in Gebärdensprache. Hier im Gehörlosenverband Hamburg ist das die Umgangssprache.
„Herzlich willkommen hier beim Gehörlosenverband. Bei uns sind zehn Vereine von Gehörlosen Mitglied“, sagt Thomas Worseck. Der Geschäftsführer, der sowohl die Laut- als auch die Gehörlosensprache beherrscht, fährt fort: „Wir haben um die 1.000 Mitglieder. In Hamburg leben übrigens 2.000 Gehörlose. Sie finden meistens sehr schnell zueinander, weil nur sie sich in der Gebärdensprache unterhalten können.“
Hörende Kinder lernen die deutsche Sprache durchs Zuhören und Nachahmen, bekommen so die Sprach- und Grammatikregeln mit. „Gehörlose haben nie die Sprache oder sich selbst sprechen gehört. Wie sollen sie dann sprechen können?“, erklärt Worseck.
Die Gehörlosensprache ist deshalb nicht die Umsetzung der deutschen Schriftsprache in Gebärden. „Sie ist eine eigene Sprache. Sie hat einen eigenen Satzaufbau, eine eigene Grammatik und eigene Sprichworte. Gehörlose lernen die Sprache wie Hörende eine fremde Lautsprache, beispielsweise Englisch“, erklärt Worseck und ergänzt: „Im Jahr 2002 wurde die Gebärdensprache als eigene Sprache gesetzlich anerkannt.“
Für Gehörlose ist es nicht einfach, die deutsche Schriftsprache zu verstehen und sich darin auszudrücken. Es ist eine Fremdsprache für sie. Briefe oder Mails schreiben ist schwierig. Wie verständigen sich dann Gehörlose über Entfernungen hinweg? „Per Skype“, erklärt Thomas Worseck.
Ein großer Vorteil der Gebärdensprache: „Für Gehörlose ist es schwierig zu reden ohne inhaltlich etwas zu sagen. Es gibt kaum Füllworte in der Gebärdensprache“, schmunzelt Experte Worseck. „Und in Gebärdensprache kann man vieles gleichzeitig mit beiden Händen beschreiben. Was die Hörenden in zehn Minuten sagen, sagen wir in einer.“
Gehörlosenverband Hamburg...
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