Von Waldemar Düse. Kreisliga, meine Lieblingsliga. Ab und an sogar schon Fußball, aber immer gut für Abbrüche, Beinbrüche, Rudelbildungen und jede Art von Gemeinheiten auch außerhalb von gesunder Härte.
Der Schauplatz des Geschehens könnte überall in Hamburg liegen. Das Gewirr der riesigen Kreuzung lässt keine Zweifel zu: Betreten für Menschen verboten! Lebensgefahr! Bis in die Innenstadt sind es gerade mal fünf Bahnminuten, dennoch ein vergessener Ort. Die Touristen kommen bis zur Ballin-Stadt, zwei Straßenecken weiter verirrt sich niemand, der hier nicht hingehört. Das nasskalte Winterwetter passt wie die Faust aufs Auge, trister und unwirtlicher geht es kaum noch. Aber auch irgendwie geheimnisvoll und interessant.
Die letzten Meter zum Sportplatz durch ein beinahe verwunschenes Kleingartengehölz unterstreichen das Abenteuerliche dieser Reise. Die Sonne bricht durch Lücken in den tief hängenden Regenwolken und erhellt eine beeindruckende Skyline riesiger Windräder. Dann der große Platz: rote Asche, matschig und übersät mit Pfützen, die Kreidelinien nur noch bruchstückhaft zu erkennen.
Schwarz-Gelb gegen Rot-Weiss. Ein einziger Zuschauer, ich. Ansonsten nur Spieler, Trainer und Betreuer. Fußball wird diesmal nicht gegeben. Aber es wird buchstäblich um jeden Ball gekämpft. Es wird lautstark mit sich selbst und anderen gehadert, wenn es wieder nicht so funktioniert hat, wie es funktionieren sollte. Die Trainer verzweifeln an ihren Spielern, die Spieler verstehen nicht, was die Trainer von ihnen wollen. Schuld an allem sind in dieser Reihenfolge der Schiedsrichter und der miese Platz. Kurz vor Schluss noch eine Rudelbildung, die aber im Rahmen der gesunden Härte bleibt.
Die dritte Halbzeit dann gemeinsam in einer Holzbude, die eher wie eine vollgerümpelte Gartenlaube aussieht. Auf den Tischen Astra-Kisten, in der „Luft“ soviel Zigarettenqualm, dass man kaum seinen Nebenmann erkennt. Wo sonst ist soviel Herzblut für den Fußball versammelt? Mir fällt keine...
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