Von Roger Repplinger (Text) und Ulrike Schmidt (Fotos). Vier Trockene und 'ne Bild“, sagt der Mann. Langer Satz für 4.50 Uhr. Der Mann gibt Geld, und als er „passt“ sagt, hat er schon die Tür in der Hand. „Danke“, sagt Odo. Der Mann macht „hm“, da ist er schon fast im Auto.
Wenn du aus dem Aufzug tapst, der dich vom Alten Elbtunnel hoch nach Steinwerder befördert, landest du auf Kopfsteinpflaster, das Hermann-Blohm-Straße heißt, und an der Blohm & Voss-Werft vorbeiführt, und noch mehr Blohm & Voss links und rechts, und in den Reiherdamm mündet. Da siehst du einen weißen Kasten: die Kaffeeklappe von Odo Mario Wehr. Aus den Fenstern scheint Licht, drinnen ist es warm. Und es gibt Betäubung satt: Wodka, Whiskey, Jägermeister, „Bild“.
Zum Aufwachen: „Zwei Mett, zwei Schinken geräuchert und Eistee“, sagt der Bärtige. Während der Bärtige den Eistee selbst aus dem Kühlschrank klaubt, packt Odo die Schrippen in die Tüte. Die Schrippen knis-tern, die Tüte auch.
Odo Mario Wehr, 41, Beruf: Lebenskünstler, hat drei Kinder: „Kann passieren, dass mich die Kleinste ins Bett bringt“, sagt er. Morgens, wenn sie in die Schule muss und ein Angestellter für Odo den Verkauf übernimmt.
Wir duzen uns nicht, ich nenn' ihn trotzdem „Odo“. Im Hafen sagt man „du“. Gegen 6 Uhr fährt Odo Brötchen zu den Speditionen im Hafen. Er macht den Job seit April 2001.
„Moin Klaus“, sagt Odo.
„Moin Odo“, sagt Klaus. Klaus nimmt „Schweinebraten und ein Mett“. Für den Nicht-Norddeutschen ist nicht immer klar, ob „Mett“ Mett heißt oder vielleicht „mit“. Für Odo ist es klar – das reicht. Odo schätzt, dass er an einem Morgen 200 Brötchen schmiert, belegt, verkauft. „Eine Bild“, sagt der Kunde. Untern Arm. Knallt Geld hin: „Passt“, sagt der Kunde. Kann auch sein, es ist mehr – dann ist es Trinkgeld. „Tschüss“, sagt Odo. „Jö“, sagt der Kunde.
Fast alle gehen gleich, Klaus bleibt und isst seine Schrippe mit Schweinebraten. Klaus trinkt einen Kaffee. Kann man trinken, den Kaffee. Klaus wartet...
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