Von Christopher von Savigny, Eimsbüttel – In ihrem Gärtchen wuchsen Hortensien, Clematis, Farne und etliche Zierlauchpflanzen mit wunderschönen violetten Doldenblüten. Ein grünes Kleinod mitten im Eimsbütteler Häusermeer hatte Dagmar Welz, seit 30 Jahren Mieterin in der Clasingstraße. Alles weg: Der Vermieter, die Treuhandgesellschaft Mentor, ließ das üppige Grün roden, Sträucher und Pflanzen mit Stumpf und Stiel herausreißen oder knapp über dem Erdboden kappen. Für Dagmar Welz brach eine Welt zusammen. „Ich habe drei Tage lang durchgeheult“, sagt sie.
Doch das war erst der Anfang. Nun, ein paar Monate später, ist der Innenhof des Häuserblocks zwischen Clasing-, Sellius- und Schwenckestraße komplett kahl. Der kalte Wind pfeift über den blanken Erdboden. Seit Ende 2012 ist Mentor vor Ort zu Gange: Die Rückfronten der Häuser wurden wärmegedämmt und haben neue Fenster bekommen. Jetzt soll das einst grüne Paradies in seiner ganzen Ausdehnung eingekiest werden. Der Vermieter wünscht sich nach eigenen Angaben „eine saubere, ordentliche Fläche“. Doch die Anwohner im Erdgeschoss, etwa zwölf Parteien, wehren sich. „Wir wollen unsere Gärten behalten“, sagt Barbara Hollweck stellvertretend für die Hausgemeinschaft.
Die Rechtslage ist schwierig: In keinem der Mietverträge ist von einer Gartenbenutzung die Rede. Die Anwohner verweisen auf ihr Gewohnheitsrecht. Unterstützung kommt vom Verein Mieter helfen Mietern. „Ob die Gärten mitgemietet wurden oder nicht, darüber kann man streiten“, sagt Geschäftsführerin Sylvia Sonnemann. „Wenn man ein Einfamilienhaus mietet, wird der Garten oft nicht extra erwähnt.“
Manfred Linden, Mentor-Geschäftsführer, argumentiert, der Hinterhof sei eine Müllhalde gewesen. „Allein in der Clasingstraße haben wir neun Kubikmeter abtransportiert.“ Im Übrigen habe er kein Interesse daran, die Mieter übers Ohr zu hauen. „Wenn man seinen Garten als solchen kennzeichnet und absteckt, dann wird auch nicht eingekiest“, so Linden.
Der Ausgang des Streits ist...
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