Von Roger Repplinger.
Wir setzen die Helme auf und ziehen die Neonjacken an. Sind innen gefüttert, kein Fehler, ist frisch heute. Wir gehen zu einem kleinen roten Kombi. Steht „Hafenseelsorge“ drauf.
Maike Puchert hat ihr Büro im Seemannsclub Duckdalben der Deutschen Seemannsmission in Waltershof. Es gibt Wochen, da ist sie jeden Tag auf einem Schiff. Und Wochen, da ist sie ein Mal auf einem Schiff. Es gibt zehn Ehrenamtliche, die das auch machen. Die Konfession der Seeleute, die sie besucht, ist egal. „Wir nehmen die Seeleute, wie sie sind“, sagt Puchert, „Mission heißt für uns nicht missionieren, sondern Auftrag.“
Puchert, 27, hat 2004 im
Duckdalben ihr freiwilliges soziales Jahr gemacht, seit 2012 leitet sie als Diakonin die Seemannsmission.
Wir fahren zur „Amerdijk“. Ein Feeder. Bringt einen Teil der Container, die große Pötte in den Hamburger Hafen transportieren, in Häfen an der Ostsee. Puchert hat Telefon-, SIM-karten und Zeitungen dabei. Sie weiß über die Schiffsdatenbank und die Segellisten der Terminals, woher die Seeleute auf der „Amerdijk“ kommen: Russland, Ukraine und Philippinen. Segellisten: Die Sprache ist noch 19. Jahrhundert, der Rest nicht.
Die Vorstellung, dass vor Heimweh zerrissene Seeleute an der Diakonin Schulter weinen, ist nicht mal 19. Jahrhundert. Sondern Quatsch. Puchert nimmt sich nicht wichtig: „Das Schiff ist ein Arbeitsplatz, die Seeleute wohnen da. Wenn ich an Bord komme, ist viel los: Die Polizei ist da, eventuell der Agent, jemand von der Reederei, der Proviant muss an Bord, Ersatzteile, Inspektionen werden gemacht. Der Hafen ist Arbeit, mehr Arbeit als auf See. Ich koste Seeleute Zeit, da muss man gucken, ob es passt.“ Manchmal passt es, dann ist sie zwei Stunden an Bord, manchmal geht sie nach drei Minuten.
Auf der Fahrt zur „Amerdijk“ erklärt Puchert die drei Ansätze ihrer Arbeit: Wenn Schiffe im Hafen ankommen, die der Seemannsmission unbekannt sind, sollen die Seeleute den Hafen nicht verlassen, ohne dass sie von...
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