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„Ein Grundrecht für jeden“

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Frau Angelova hilft in der Praxis und achtet darauf, dass ihr Freund regelmäßig seine Medikamente nimmt. Foto: Ulrike Schmidt Von Roger Repplinger. Die Frau liegt auf der Bank unterm Fenster. An der Heizung. Den Kopf auf einem Kissen. Sie wartet auf ihren Mann. Der holt den Wagen, um sie ins Krankenhaus zu fahren. Sie hat Schmerzen. Bevor der Mann los ist, um den Wagen zu holen, hat die Frau darauf gewartet, dass Matthias Plieninger, der Arzt, und Melanie Stello vom „westend – Nachbarschaftstreff“, ein Krankenhaus finden, dass sie aufnimmt. Krankenhäuser müssen Notfälle aufnehmen, auch wenn die Patienten, wie die Frau mit den Rückenschmerzen, weder gesetzlich noch privat krankenversichert sind. Versicherungen sind zu teuer. Egal welche. Für alle hier in der Sprechstunde. Da kommt ihr Mann mit dem Wagen den Vogelhüttendeich heruntergefahren. Die Dolmetscherin erklärt ihm, wo er hin muss. Schwieriger Weg. Der Mann macht sich Notizen. Andere Patienten mischen sich ein. „Ja, der Weg könnte einfacher sein“, nickt der Mann. Die Frau mit den Rückenschmerzen soll nicht unnötig durch die Stadt fahren. Nun muss sie von der Bank hoch. Tut beim Zuschauen weh. Auch der Weg nach draußen ins Auto. Und dann noch die Stufen hoch in den blauen Bus. Eine Trage gibt es nicht. Der Wagen fährt ab. Der Junge am Nebentisch hängt mehr auf seinem Stuhl, als dass er auf ihm sitzt. Der Mann an der Tür ist gelb im Gesicht. Auf dem Tisch am Fenster steht eine Babywippe mit einem Säugling. Zwei Wochen alt, etwa. Die Spielsachen in der Kiste bleiben in der Kiste, die Kinder sind zu krank, um zu spielen. Matthias Plieninger ist 68 Jahre alt, pensioniert, war niedergelassener Internist in einer Gemeinschaftspraxis in Dietzenbach bei Offenbach und leitete im Ruhestand die Malteser Migranten Medizin in Frankfurt am Main. „Ich hab eine sinnvolle Tätigkeit gesucht“, sagt er. Als seine Tochter mit dem Enkel nach Hamburg zog, um ein Studium zu beginnen, zogen Plieninger und seine Frau hinterher. Nun behandelt er in Wilhelmsburg Patienten ohne Krankenversicherung. Plieninger hält „medizinische...

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