Der Flaneur ist bekennender Warmduscher. Bewegung ist ihm ein Greuel. Dem Motto „Sport ist Mord“ stimmt er hundertprozentig zu. Sein liebstes Möbelstück ist ein großer, weicher Ohrensessel mit Blumenmusterbezug. Er möchte seine Leserschaft nicht vergraulen. Also gibt er seine Meinung zum kollektiven Wahnsinn der
Deutschen, zum Fußball, hier nicht preis. Sie ist nicht gerade positiv.
Dass er ziemlich alleine mit solchen Empfindungen steht, ist ihm schon klar. Harburg scheint dem Fitness-Wahnsinn verfallen zu sein. An der frischen Luft wird er gepflegt, heißt dann „Joggen“. Ebenso in geschlossenen Räumen. Die heißen nicht mehr „Gymnastikräume“ sondern „Fitnessstudios“. War ein Studio nicht dereinst der Ort, wo Fernseh- und Radiosendungen aufgezeichnet wurden? Nicht mehr. Heute wird in einem „Studio“ geschnauft und geschwitzt. Gewiss sehr löblich. Aber zehn Pferde könnten den Flaneur in ein solches Studio nicht verfrachten!
Allerdings beobachten wir eine Differenzierung des Fitnessstudioangebotes. Es gibt inzwischen Studios nur für Frauen. Das kann der Flaneur sehr gut verstehen. Wäre er eine Frau, fände er es äußerst unangenehm, von lauten strampelnden Kerlen angestarrt zu werden. (Die Kleiderordnung in Fitnessstudios sieht bekanntlich eher knappe Klamotten vor.)
Wundern muss er sich, dass das Fitnessstudio für Frauen in Heimfeld „Mrs.Sporty“ heißt. Sicherlich besser als „Miss Sporty“, aber kurios genug. Sind denn alle Kundinnen verheiratet? Wird das am Eingang überprüft? Er kann es sich kaum vorstellen. Wir zweifeln nicht daran, dass Mrs.Sporty ein hervorragender Betrieb ist. Der Name bleibt aber vorsintflutlich. Es gibt vielleicht Frauen in Großbritannien und den USA, die sich noch altmodisch Mrs. titulieren lassen. Ihre Zahl befindet sich allerdings im Sinkflug. Seit Jahren hat sich Ms. eingebürgert, da Frauen nicht gleich mit der Anrede verraten wollen, ob sie verheiratet sind oder nicht.
Der Flaneur wird an Steffi Graf, die Mitbegründerin von...
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