Von Waldemar Düse. Es gibt Geschichten, die schreibt nur der Fußball. Viele müssen bei diesem Satz mittlerweile gegen ihren Brechreiz kämpfen. Auf der Liste der abgedroschensten Sätze der Sportreporter steht er ganz oben. Der abstiegsbedrohte SV Wilhelmsburg hat in der Fußball-Landesliga Hansa eine Geschichte erlebt, die vielleicht aber gern gelesen wird. Es sind harte Zeiten, da braucht man etwas zum Schmunzeln.
„Ein Blackout, da muss er jetzt durch. Er sollte der Mannschaft unaufgefordert eine Kiste hinstellen.“ So beantwortete Bodo Blank in der Halbzeitpause des 1:1 gegen den Vorletzten FC Bergedorf die Frage, was er denn Karsten Klindworth nach dieser Slapstick-Einlage mit auf den Weg gegeben hätte. Der SVW-Keeper hatte sich beim Stand von 1:0 für sein Team einen krassen Aussetzer geleistet, der sich für den Drittletzten am Saisonende noch als verhängnisvoll erweisen könnte. Einen am Fuß liegenden Ball hatte er für ein kleines Spielchen solange dort liegen lassen, bis der Bergedorfer Angreifer Pascal Pietsch die Zehn-Meter-Strecke zu ihm im Fußgängertempo zurückgelegt hatte. Als der Bergedorfer in „Tretweite“ war, hatte Klindworth den Ball aufnehmen und abschlagen wollen. Dabei rutschte er ihm aus der Hand und der perplexe Pietsch kickte das Kunstleder zum Ausgleich ins Wilhelmsburger Tor. Klindworth hatte eine Partie gedreht, die der SVW bis dahin klar bestimmt hatte.
Wenn Blank nicht ein ausgezeichneter Schauspieler ist, war er zu diesem Zeitpunkt noch kein Trainer der Wilhelmsburger. Und jetzt kommen wir zum Ausgangspunkt der Geschichte. Noch am Donnerstag vergangener Woche hatte Holger Prischmann, seit Mitte Februar Nachfolger des zum Jahreswechsel zurückgetretenen Peter Lascheit, das Ligatraining geleitet. Kaum im Mallorca-Urlaub, hatte er den Verein am vergangenen Samstagmorgen per Kurzmitteilung von seinem Rücktritt unterrichtet. Als dann die Bergedorfer am Sonntagnachmittag zum Abstiegsduell am Vogelhüttendeich aufkreuzten, war das...
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