Von Christopher von Savigny. Der Handwerker mit dem grauen Sweater wirkt nervös. „Geschäft“, stammelt er nur, als er nach seinem Arbeitgeber gefragt wird. Dabei deutet er in eine unbestimmte Richtung. Soso, der Chef ist also gerade einkaufen gegangen. Die Beamten sind skeptisch, fragen nach den Papieren des Arbeiters. Immerhin – einen Ausweis kann der Mann vorzeigen. Aus Polen kommt er. Wo er denn wohne? „Ulica Hamburg?“, kramt ein Kontrolleur seine Polnischkenntnisse hervor. Endlich klappt die Verständigung. Kugelschreiber kritzeln über Papier. Arbeitsstunden, Lohnabrechnung, Sozialversicherungsnummer – es gibt nichts, was die Beamten nicht wissen wollen. Plötzlich hört man auf der Straße, nur wenige Meter entfernt, einen Transporter wegfahren. Die Uniformträger fluchen. „Den hätten wir uns gerne noch vorgeknöpft“, schimpfen sie.
Unterwegs mit den Beamten der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) auf einer Baustelle in St. Georg: Das kleine Hotel in einer Nebenstraße – ein schmucker Altbau mit sechs Stockwerken – wird derzeit aufwendig saniert. Neue Wasser- und Stromleitungen werden gelegt, Wände gedämmt und gefliest, jedes Zimmer bekommt ein eigenes Bad. „Überall, wo gearbeitet wird, stecken wir unsere Nase rein“, erklärt Gruppenleiter Peter Reimann. Die Namen der Kontrolleure in diesem Artikel sind erfunden, auch ihre Gesichter dürfen nicht von vorne zu sehen sein. Sie wollen nicht erkannt werden in ihrem Job, der zuweilen recht ungemütlich sein kann – tätliche Angriffe nicht ausgeschlossen. Deshalb ist jeder Zollbeamte mit Pfefferspray und Handschellen ausgestattet. Am Gürtel trägt er eine „P30“ von Heckler & Koch – die übliche Dienstwaffe der Polizei. Vor zehn Jahren hat Reimann bei der FKS angefangen. „Toitoitoi“, sagt er und tätschelt sein Pistolenhalfter. „Seitdem hat noch niemand von uns schießen müssen!“
Schwarzarbeit – ein Begriff, der aus dem Rotwelschen stammt („etwas bei Nacht tun“) – gilt bei vielen in Deutschland als Kavaliersdelikt:...
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