Der Flaneur fragt seinen Chefredakteur: „Wie wär’s mit einer kleinen Serie? Die
Kolumne ist schön. Sie findet
ihre Leser. Aber sie ist kurz. Ich bin in voller Fahrt und muss aufhören. Bei einer kleinen Serie dagegen ...“
Sein Chefredakteur zeigt wie immer Verständnis: „Und worüber wollen Sie in Ihrer kleinen Serie schreiben?“
Die Augen des Flaneurs leuchten: „Der Sommer kommt. Die Menschen verlieben sich hoffentlich. Wie wär’s mit „Frauen und Männer“?“
„Machen Sie mal.“
Die neuen Orthodoxen der Frauenbewegung sind der Ansicht, wenn ich sie richtig verstehe, dass Frauen und Männer grundsätzlich gleich sind.
Etwaige Unterschiede seien kulturell bedingt.
Wir wollen dem im Voraus zustimmen. Jeder Mensch ist ein Ich. Dieses Ich ist weder weiblich noch männlich.
Aber jedes Ich lebt in einer weiblichen oder in einer männlichen Seele; jedes Ich lebt in einem weiblichen oder männlichen Körper.
Letzte Woche wollten wir unsere Leser anregen, eine wunderbare Plastik von Henry Moore anzuschauen, die im Freien nahe dem Dammtorbahnhof steht: eine große liegende weibliche Figur.
Mit dem Frauenkörper sowie mit dem Männerkörper hat sich Moore sein ganzes langes Leben beschäftigt. Er sagte einmal: „Der Unterschied zwischen dem männlichen und dem weiblichen Körper ist real, nicht ästhetisch. Eine Frau hat eine andere Aufgabe. Sie ist weicher, nicht so knochig. Es ist nicht, dass Männer und Frauen verschieden aufwachsen. Sie werden verschieden geboren.“
Wiederum stimmen wir zu. Somit ist unsere Frage: worin besteht dieser Unterschied?
Salopp sagen wir, dass Frauen und Männer verschieden ticken. Und jeder von uns, der einmal in der Beziehungskiste gesteckt hat, würde vielleicht so weit gehen zu sagen, diese Verschiedenheit sei so groß, dass Frauen und Männer sich bei aller Liebe, bei allem
Verständnis nicht verstehen können.
Jetzt wird’s spannend. Der Flaneur maßt sich an, zu dieser Frage, über die die Menschen sich jahrtausendelang den Kopf zerbrochen haben, etwas...
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