Während des Nazi-Regimes wurden sie verfolgt und verurteilt, doch auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs hörten Schikanen gegenüber Homosexuellen nicht auf. In einer Ausstellung im Bezirksamt Eimsbüttel zeigen Ulf Bollmann und Gottfried Lorenz, wie Polizei und Justiz hinter schwulen Männern und lesbischen Frauen her waren.
Bars und Klubs in St. Pauli und Altona waren beliebte Treffpunkte für Homosexuelle im Nachkriegs-Hamburg. Auch die Sittenwächter waren häufig mit dabei: Männliche Homosexualität galt noch bis in die 60er Jahre als Straftat, Polizisten fahndeten in einschlägigen Kneipen. Der entsprechende Paragraph 175, unter den Nazis verschärft, galt auch nach 1945 weiter. „Zwar gab es keine Konzentrationslager und ,freiwillige Kastrationen’ mehr; wer dieses aber vor 1945 erlitten hatte, war trotzdem von Entschädigungen ausgeschlossen, da Homosexuelle weiter nichts als Verbrecher waren“, sagt Ulf Bollmann.
Die Ausstellung, die von der Behörde für Justiz und Gleichstellung gefördert wurde, arbeitet anhand umfangreicher Aktenrecherchen auf, wie die Situationen lesbischer Frauen und schwuler Männer nach dem Krieg waren. Es wird gezeigt, wer die Verantwortlichen für die fortgesetzte Verfolgung waren und welche Persönlichkeiten sich für die in den 1960er-Jahren langsam beginnende Liberalisierung einsetzten. Das gleichnamige Begleitbuch hält die neuen Forschungsergebnisse der Ausstellung fest und vertieft sie.
Liberales Hamburg? Homosexuellenverfolgung durch Polizei und Justiz nach 1945, Ausstellung im Bezirksamt Eimsbüttel, Grindelberg 66, bis 27. Juni
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag, 6 bis 20 Uhr, Freitag, 6 bis 19 Uhr
– Eröffnung am Dienstag, 10. Juni, 18 Uhr mit einem Vortrag von Gottfried Lorenz über „Max Zelck - ein Sozialdemokrat als ,Jugendbeschützer’“
– Dienstag, 17. Juni, 17 Uhr: Führung durch die Ausstellung, extra Termine können mit Gottfried Lorenz vereinbart werden: gottfriedlorenz@hotmail.com, 710 49 22
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