Vorletzte Woche schrieb der Flaneur über den Umgang mit psychischkranken Menschen in Harburg. Und die Frage tauchte auf, wie es für einen psychischkranken Menschen selber sei, von einer solchen Krankheit erwischt zu werden, wenn er sogar im Haus 16 (Psychiatrie) des Harburger Krankenhauses aufgenommen werden muss? Ein Leser schildert das so: „Ich als Patient in der Psychiatrie! Das konnte nicht wahr sein!
Aber leise sprach eine andere Stimme in mir: Du hast gekämpft und gekämpft gegen die Krankheit (in meinem Fall ein „Burn-Out“), aber die Krankheit war und ist stärker. Monate dieses Kampfes lagen hinter mir. Jetzt aber kann ich endlich loslassen. Du hast dich in die Hände von Profiärzten gegeben. Du hast zugeben müssen, daß du dir nicht selber helfen kannst. Du brauchst Hilfe!
Wie gut das tat, loslassen zu dürfen!
Und die anderen Patienten? Klar, da gab es echt Verrückte. Arme Menschen, die meinten, Gott spräche mit ihnen, oder außerirdische Mächte verfolgten sie. Aber das Gros waren ganz normale, unauffällige Bürger wie ich. Hier ein Beamter, dort eine Hausfrau und Mutter. Sogar ein erfolgreicher Leistungssportler war dabei.
Das Vorurteil, alle, die hier landen, seien crazy, stimmte offenbar nicht. Hätte ich sie im Bus oder in der Schlange an der Supermarktkasse gesehen, wäre mir nie im Leben die Idee gekommen, sie bräuchten Hilfe in der stationären Psychiatrie.
Die für mich zuständige Ärztin war eine attraktive, blonde Frau, etwa halb so alt wie ich. Das stimmte mich zunächst nicht gerade zuversichtlich. Aber, nach einigen Gesprächen merkte ich, dass sie sich in der Tat für mich und mein Leiden wirklich interessierte, und dass sie eine besondere Fähigkeit hatte: Sie konnte wunderbar zuhören.
„Draußen“ haben die Menschen nur mit den Schultern gezuckt, als ich versuchte zu erklären, was mich quälte. Nicht so die junge Ärztin. Sie nahm mich völlig ernst. „Ja“, sagte sie, „wir haben öfter Patienten mit Ihren Symptomen (ich war also nicht der Einzige!),...
↧