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Gestrandet auf St. Pauli – als Spielball der Politik

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Deutschunterricht, der nichts kostet: Bei Musicaldarstellerin Anne lernen die Flüchtlinge ihre ersten Sätze in der fremden Sprache. Von Christopher von Savigny. Für seine Predigt hat sich Pastor Sieghard Wilm eine Bibelstelle aus dem Lukasevangelium herausgesucht: Es geht um Zachäus, den ungeliebten Zöllner, der von allen verachtet wird. Ausgerechnet bei ihm kehrt Jesus ein – sehr zum Unwillen der Bevölkerung. Beim Thema Gastfreundschaft gerät Wilm derzeit leicht in Rage. „Wenn man in Palästina Gäste bekocht, ist das eine große Ehre“, sagt er und hebt die Stimme. „In Deutschland denken nicht alle so.“ Die St.-Pauli-Kirche ist an diesem Sonntag mit rund 100 Besuchern zur Hälfte gefüllt. Rechts hinten in der Ecke sitzen die Fremden, die Ausgestoßenen, über die ganz Hamburg spricht – die aber keiner haben will: etwa 15 dunkelhäutige Afrikaner, das Gesangbuch in der Hand. Verstehen tun sie nicht viel – aber es reicht vielleicht auch, einfach nur dabei zu sein. Als Service für seine Gäste lässt Pastor Wilm die Lesung seit Neuestem zusätzlich auf Englisch abhalten. Anfang Juni hat die Kirche am Pinnasberg rund 70 der Flüchtlinge aufgenommen, die vor Bürgerkrieg und Bombenterror in ihrer Heimat fliehen mussten (das Wochenblatt berichtete). Sie schlafen auf dem grau la-ckierten Holzboden der 1820 erbauten klassizistischen Saalkirche. Jeden Abend werden Stühle beiseite geräumt und Matratzen ausgelegt. Die jungen Afrikaner machen sauber und sorgen für Ordnung. An den Bäumen hängt ihre Wäsche zum Trocknen. Sie wird reihum von den Nachbarn auf St. Pauli gewaschen. Andreas ist 30 Jahre alt und kommt aus Ghana. Weil er gut Englisch kann, wurde er zum Sprecher der Gruppe gewählt. „Wir sind der Kirche sehr dankbar“, sagt Andreas. Endlich habe man ein sicheres Dach über dem Kopf. Vor acht Jahren musste der junge Mann vor ethnischen Konflikten in Ghana nach Libyen fliehen. Dort fand er Arbeit auf dem Bau – vielleicht nicht sein Traumjob, aber dafür hatte er seine eigene Wohnung und verdiente genug Geld zum Leben. „Alles war großartig“, berichtet Andreas. Sechs Jahre lang. Bis schließlich im Februar 2011...

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