Deutschlands ältestes Glockenspiel
Ein Stimmungsbild aus Ottensen von Bürgerreporterin Eva Rodriguez
Wer den Kinofilm Willkommen bei den Sch'tis gesehen hat, weiß, was ein Carillon ist. Wer nicht, begibt sich am 1. Samstag des Monats um 15:30 in den Ottensener Klopstockpark. Am Fuße des Glockenturms der Christianskirche heißt Frau Schmidke Interessierte willkommen. Sie ist Carillonneurin und zeigt uns zunächst anhand großformatiger Fotos, welche Kostbarkeit sich hinter den Schallöchern des Kirchturms verbirgt: nämlich Deutschlands ältestes Glockenspiel, was von Hand angeschlagen wird! Die Klaviatur des denkmalgeschützten Spieltisches besteht aus hölzernen Hebeln, die mit der Faust! nach unten gedrückt werden. Drahtseile führen von den Hebeln durch Deckenschlitze in die oberen Stockwerke zu den insgesamt 42 Bronzeglocken. Am Außenrand jeder Glocke sitzt ein Hammer, der sie per Seilzug zum Klingen bringt.
Nach dieser kurzen theoretischen Einführung macht sich Frau Schmidke auf den Weg hinauf in den Turm zum Instrumentarium. Ihr Mann trägt zusätzliche Stühle aus der Kirche ins Freie und verteilt die Playlist der heutigen Vorführung. Sie beginnt mit einer eigens für das Ottensener Carillon komponierten Miniatur. Sogleich folgt das getragene Lobet den Herren, danach ein heiterer Mozart. Herr Schmidke ist sichtlich stolz auf die Spielkünste seiner Frau.
Die Stimmung bleibt munter, und ich summe mit: Wem Gott will rechte Gunst erweisen, Das Wandern ist des Müllers Lust ... ein asiatischer Tourist biegt um die Ecke und erkundigt sich nach Klopstock's Grabstätte.
Eine regelrechte Herausforderung für das schwergängige Glockenspiel ist das im Walzertakt notierte Es klappert die Mühle am rauschenden Bach. Da hat das Mühlrad so manche Anlaufschwierigkeit. Eine Oktave höher plätschert der Bach wieder munter vor sich hin. Im Hintergrund rauscht der Verkehrsstrom der nahe gelegenen Elbchaussee.
Felix Mendelssohn beendet das halbstündige Konzert mit dem ergreifenden...
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