Nur noch eine kurze Zeit lang müssen wir sie ertragen: Wahlplakate. Seit Wochen säumen sie die großen Straßen, an jedem Alleebaum scheint ein Politiker zu lehnen – überlebensgroß und in Farbe. Das Wochenblatt hat sich umgeschaut und umgehört. Mit dabei: Enya, eine 14-jährige Schülerin.
Die SPD zeigt auf den Plakaten im Wahlkreis ihren Direktkandidaten: Ein Herr lächelt in die Kamera, 50er Jahre Brille auf der Nase, darunter steht sein Name. „Das ist in Ordnung“, sagt Enya. „Man weiß auf den ersten Blick: Aha, das ist also Dr. Matthias Bartke.“ Freundlich guckt er, sagt sie, und er sehe aus, als ob er einen alten Golden Retriever hätte. „Ich glaube, das ist ein netter Mensch.“
Schwierigkeiten gibt es dagegen mit den Plakaten des CDU-Kandidaten Marcus Weinberg. Die werfen eine Menge Fragen auf. Was tummelt sich da im Hintergrund? Ein Papagei? Eine Frau in der Burka? Schiffswracks? Was haben das Facebook- und das Twitterzeichen mit ihm zu tun? Und was macht er da mit den Händen? Klavierspielen? „Ich glaube, er dreht an seinem Ehering“, bemerkt ein Passant, Franz Mathis (22). Er fährt fort: „Man wird nicht richtig schlau draus, aber die Plakate wirken doch moderner als die anderen.“
Enya gefällt am besten das Plakat von Anjes Tjarks von den Grünen: „Der sieht sehr sympathisch aus“, meint sie und dass sie sich ihn gut als großen Bruder vorstellen könnte. „Ich denke, dass er gern Fahrrad fährt“. Na klar, ist doch ein Grüner.
Aber es sind auch die Grünen, die den Preis bekommen für das unverständlichste Plakat dieser Wahl: „Mensch vor Bank“ steht darauf. Zu sehen ist ein schwarzbärtiger Typ, der vom Betrachter weg aus dem Augenwinkel über die linke Schulter nach hinten linst. Zweifellos ein Bankräuber, der vor einer Bank Schmiere steht. Oder? Enya entdeckt die (Park)bank im Hintergrund. „Soll das heißen, dass die Grünen sich Gedanken über Obdachlose machen?“, fragt sie.
Aufklärung kommt vom Fraktionsgeschäftsführer der Grünen in Altona, Lars Andersen. Der...
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