Christiane Handke, Hamburg-Süd/Altona - Um Haaresbreite ist Kevin D. (24) dem Knast entkommen. Es war richtig eng, aber der Richter hat die neun Monate doch zur Bewährung ausgesetzt. Unter anderem verdankt der Angeklagte das milde Urteil der Presse.
In riesengroßen Schlagzeilen hatten Hamburger Morgenpost und Bildzeitung den 24-jährigen als „Lesbenhasser von Altona“ vorgestellt. Den Titel hat er jetzt weg. Dadurch, so der Richter, habe Kevin D. „ganz erhebliche Nachteile und Pobleme im Kreis von Familie und Bekannten gehabt, damit ist der Druck, sich zu bessern, besonders groß“.
Gerüstbauer Kevin D. wuchs in Süderelbe auf. Schon als Jugendlicher war er auffällig: Diebstahl, Fahren ohne Führerschein, Unfallflucht, gefährliche und einfache Körperverletzung – ein knappes Dutzend Eintragungen finden sich in seiner Polizeiakte.
Jetzt steht er wegen eines ausnehmend üblen Falls von Beleidigung und Körperverletzung vor Gericht. Er hat im Sommer, abgefüllt mit Wodka Red Bull, auf dem Bahnhof Altona zwei Frauen als „Scheißlesben“ bepöbelt. Die eine, Nadja S. (24)), stellte ihn zur Rede – er schlug ihr brutal ins Gesicht. Als ihre Freundin Kim R. (29) zu Hilfe kommen wollte, prügelte D. auch auf sie ein. Kevin D. hatte 2,5 Promille.
Der Frauenschläger gibt sich reumütig. Das sei nur der Alkohol gewesen. Er trinke seitdem keinen Tropfen mehr. Er entschuldigt sich, bietet freiwillig Schmerzensgeld an.
Der Richter blättert in der Akte und fragt süffisant: „Sie könne sich im nüchternen Zustand nicht vorstellen, Frauen anzugreifen? Das haben sie aber kurz vorher getan!“ und liest vor: „Vorsätzliche Körperverletzung am 28. April 2013: Mehrfache Fußtritte gegen Beine und Gesäß“. Kevin D. gibt darauf eine erstaunliche Antwort: „Aber das war meine Freundin!“ Sein Rechtsanwalt würgt ihn ab, kommt aber selbst in die Bredouille, als er versucht zu erklären, dass in einer Beziehung andere Regeln gelten.
Für den Angeklagten spricht neben der „Bestrafung“ durch die...
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