Ohne den Mädchentreff wäre ihr Leben ganz anders verlaufen, ist sich Aynur sicher. „Ich hab Annette viel zu verdanken. Ohne sie wäre ich nie in die Oberstufe gekommen“, sagt die 17-Jährige. Auch Dilan und Susann sind sich einig: „Der Mädchentreff ist unser Zuhause und Annette ist wie eine zweite Mutter für uns.“ Doch jetzt ist dieses Zuhause gefährdet: Weil das Frauenkulturhaus, der Träger der Einrichtung, insolvent ist, muss Annette Backa, seit 19 Jahren Leiterin der Einrichtung, gehen. Das Insolvenzgeld sichert ihr Gehalt nur noch für Februar. Dann soll eine Honorarkraft die Mädchen betreuen, bis das Bezirksamt Harburg einen neuer Träger gefunden hat.
„Wir wollen, dass Annette bleibt“, fordert Susan. „Sie kennt hier jedes Mädchen und alle vertrauen ihr.“ Die 22-Jährige kam schon mit sechs Jahren in den Treff. Seit kurzem hilft die angehende Erzieherin als Honorarkraft mit. Für ihre „Ersatzmama“ und den Treff kämpft sie gemeinsam mit rund 25 der 60 Mädchen, die sich hier jede Woche treffen, um gemeinsam zu kochen, zu tanzen und ihre Hausaufgaben zu machen. Sie haben 300 Unterschriften gesammelt und dem Jugendamt überreicht. Vergangenen Mittwoch verschafften sich die Mädchen mit Plakaten bewaffnet im Jugendhilfeausschuss Gehör. Von den Politikern sind sie enttäuscht. „Die gehen überhaupt nicht auf uns ein. Es heißt immer nur, das Verfahren ist so, die Gesetze sind so....“, sagt Dilan enttäuscht. Und Aynur ergänzt: „Sie wollen, dass wir uns integrieren, und dann nehmen sie uns unsere Bezugsperson weg. Jetzt wird alles kaputt gemacht, was Annette aufgebaut hat.“
Vor Ort spitzt sich die Situation weiter zu: „Wir haben noch nicht mal mehr Geld für Klopapier“, sagt Susan. Auch die Reinigung der Räume könne nicht mehr finanziert werden. Fürs Kochen müsse sie Lebensmittel von der Harburger Tafel holen – was sie dort nicht bekommt, kauft sie von ihrem eigenen Geld, erzählt Susan.
Ihr Protest scheint jetzt erste Wirkung zu zeigen: „Das Bezirksamt will mein Gehalt...
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