Ein Zufallsprodukt und an vielen Stellen ausgesprochen hässlich: Über die Qualitäten der Osterstraße sprach das Elbe Wochenblatt mit Umweltplaner Jochen Hanisch.
Elbe Wochenblatt: Wie muss ein Viertel aussehen, damit auch ältere oder gebrechliche Menschen gut dort leben können?
Jochen Hanisch: Wir brauchen kleinteilige Strukturen – und Menschen, die sich kümmern. An der Osterstraße in Eimsbüttel gibt es noch eine Vielfalt an kleineren und inhabergeführten Geschäften, die Anlaufpunkte und Ansprache für die Menschen bieten. Zum Glück gibt es noch nicht so viele anonyme Ketten. Ich freue mich über die Toleranz und Hilfsbereitschaft der Menschen, und hier ganz besonders der Ladeninhaber und ihrer Angestellten. Ich habe noch nie erlebt, dass mein Schwiegervater mit seinen Schrulligkeiten nicht akzeptiert worden wäre – das ist ein großer Vorteil. Er lebt gerne hier in dem Quartier.
EW: Kann man so ein Umfeld gezielt schaffen?
Hanisch: Die besondere Qualität der Osterstraße ist eher ein Zufallsprodukt aus
historisch kleinteiliger Bebauung, Kriegszerstörung und schnellem Wiederaufbau – wo man auf besondere architektonische Anstrengungen verzichtet hat. Uns geht es darum, solche Qualitäten auch bewusst in der modernen Stadtplanung herzustellen. Das Instrumentarium hierfür gibt es in Ansätzen. Dabei fragen wir ganz bewusst, warum es keinen Mieterschutz für kleine und mittlere Gewerbebetriebe gibt? Mit einer aktiven kommunalen Bodenvorratspolitik, mit klaren vertraglichen Vereinbarungen mit Investoren über Gebäudenutzungen, mit Regelungen, spekulative Grundstücksverkäufe über mehrere Stationen zu verhindern, ließe sich heute schon viel in die richtige Richtung bewegen.
EW: Häufig bekommt derjenige den Zuschlag, der am meisten zahlt – kann die Stadt da Regeln vorgeben?
Hanisch: Die Stadt muss sich trauen, von ihren Steuerungsmöglichkeiten Gebrauch zu machen. Das heißt eben auch, auf das Höchstpreisverfahren zu verzichten,...
↧