Roger Repplinger, Hamburg - Eine ehemalige Schule. Klinker. In Moorfleet, in der Straße Sandwisch, am Waldrand gelegen. Im Eingangsbereich sitzt ein schwarzer Junge auf einer Treppenstufe, ein blonder vor der Tür eines ehemaligen Klassenzimmers. Hier wurden von 1949 bis 1980 Grund-, Haupt- und Realschüler unterrichtet. Jetzt wohnen Flüchtlinge in den Räumen. Im Zimmer der Familie Maksimovic sind alle leise. Das Baby schläft: Nemanja. Er ist genau heute sechs Monate alt geworden.
Familie Maksimovic aus dem Kosovo: Mutter Danijela, 24, Vater Aleksandar, 31, und ihre drei Kinder haben seit Mitte Januar mehr Platz als noch vor ein paar Wochen. Zuerst waren die Fünf in einem zwölf Quadratmeter großen Container auf der Lokstedter Höhe untergekommen. Doch das war nur eine Bleibe auf Zeit. Nun in Moorfleet in der ehemaligen Schule: Die Einrichtung des Raumes – Teppich, Couch, Tischchen, Fernseher – stammt von der Frau, die vorher hier gelebt hat. Danijela und die Kinder schlafen auf der Couch. Nemanja hat ein Kinderbettchen, gestellt von der Behörde. Neulich hat Nemanja nachts nicht geschlafen, die gesamte Familie war übernächtigt. Im Moment übt jemand nebenan auf dem Klavier. Übt ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck.
Die Ausländerbehörde der Stadt Hamburg wollte Familie Maksimovic im Dezember mit dem damals wenige Wochen alten Nemanja in den Kosovo, nach Pristina, abschieben. Der Petitionsausschuss der Hamburger Bürgerschaft entschied jedoch, dass Familie Maksimovic nicht vor dem 1. April 2014 abgeschoben wird. Trotzdem wird der Familie bei jedem Termin bei der Ausländerbehörde ein Formular vorgelegt, das sie unterschreiben soll. Auf diesem Formular stimmt sie ihrer „freiwilligen Ausreise“ zu. Deshalb ist es gut, wenn immer jemand, der die deutsche Sprache beherrscht und die Tricks der Ausländerbehörde kennt, Flüchtlinge bei Behördengängen begleitet.
Familie Maksimovic stammt aus Klokot, einem Dorf in der Nähe von Vitina, südwestlich von Pristina. Durch die...
↧