Von Ch. v. Savigny, Lurup.
Karola Lubocki näht für ihr Leben gern. Bis zu vier Stunden täglich sitzt sie an ihrer 30 Jahre alten Pfaff-Nähmaschine, um Jeans enger zu machen, Fli-cken aufzusetzen oder sonstige löchrige oder kaputte Kleidung wieder in Ordnung zu bringen. Ihre Bekannte Edith Lindenberg backt gerne Kuchen und kocht Marmelade. Ihre Spezialität sind ungewöhnliche Geschmacksrichtungen wie Ananas, Kiwi oder Weintraube. Die beiden älteren Damen profitieren voneinander: Für reparierte Kleidung gibt’s im Gegenzug leckeres Gelee – ohne, dass dabei Geld den Besitzer wechselt.
Möglich wird diese praktische Art der Nachbarschaftshilfe durch (M)Austausch, ein
Tauschring, der in Lurup, Osdorf und Schenefeld zuhause ist. Das Prinzip ist denkbar einfach: Wer Hilfe benötigt oder anzubieten hat, inseriert dies in der Vereinszeitung. Das können zum Beispiel Gartenarbeit sein, Reparaturen im Haushalt oder Computerhilfe. Auch Ungewöhnliches wie Boxtraining, Massage und Kartenlegen findet man dort.
Lubocki hat sich zuletzt ihren Garten in Ordnung bringen lassen. „Acht Stunden hat es gedauert“, berichtet sie. „Ich möchte gar nicht wissen, was das gekos-tet hätte!“ Lindenberg, die ebenso wie Lubocki seit zehn Jahren Mitglied im Tauschring ist, freut sich, dass sie nicht mehr so viel wegwerfen muss wie früher. „Man kann eigentlich fast alles reparieren“, sagt sie.
Bezahlt wird beim Tauschring mit „Mäusen“: Ein mittleres Glas Marmelade kostet 15 Mäuse, eine Jeans enger machen 30 Mäuse. Abgerechnet wird nach Zeit, wobei eine Stunde 20 Mäusen entspricht. Außerdem zahlen Mitglieder zehn Mäuse monatlich an Bearbeitungsgebühren. „Ein Tauschring ist eine feine Sache“, sagt Vereinssprecherin Heike Soleinsky. „Ich glaube, viel mehr Leute würden ihn in Anspruch nehmen, wenn sie davon wüssten.“
Derzeit hat (M)Austausch rund 30 Mitglieder. Interessenten sind herzlich eingeladen, beim monatlichen Stammtisch vorbeizuschauen.
(M)Austausch Stammtisch:
1. Mittwoch/ Monat, Alter...
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