So schnell kann es gehen: Es war eine Sache von Tagen - dann hatten die Bagger die weiße Villa an der Elbchaussee 359 in ihre Einzelteile zerlegt. Übrig blieb ein Berg aus Trümmern und ein relativ freier Blick von der Elbchaussee auf die andere, südliche Seite der Elbe.
„Weißes Haus von Nienstedten“ wurde die 1913 erbaute Jugendstilvilla im Volksmund genannt. Sie stand in der Nähe von Teufelsbrück zwischen dem Gebäude der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft und dem Hotel Louis C. Jacob. Denkmalgeschützt war sie nicht.
Der über 4.000 Quadratmeter große Garten der Villa grenzt im Süden direkt an die Elbpromenade. Viele Spaziergänger dachten, hier wohne ein berühmter Pianist, denn oft erschollen an warmen Tagen aus den offenen Balkontüren brillante Solo-Klavierklänge. Doch wer genauer hinsah, erkannte die Lautsprecher an den Balkons – die Musik kam vom Band. Ob Hausbesitzer Claus Grossner, von dem auch nach seinem Tod nicht klar wurde, ob er Genie, Hochstapler oder Scharlatan gewesen war, mit diesen Open-Air-Klassikkonzerten Passanten verulken oder die Atmosphäre veredeln wollte, ist nicht bekannt.
Grossner war der letzte in einer langen Reihe von Besitzern. Er kaufte das Haus 1977 und feierte hier legendäre politisch-philosophisch geprägte Abende mit viel Prominenz. Nach seinem Tod im Dezember 2010 wurde das weiße Haus an ein Unternehmer-Ehepaar verkauft, das umstandslos eine Abrissgenehmigung erhielt; das Gebäude, das mehrere Male von der Elbe geflutet wurde, soll rott gewesen sein.
Es macht jetzt einem modernen Bau Platz. Der darf in seiner Ausdehnung allerdings nicht größer sein als die alte Villa, 16 mal 20 Meter. Es wird hier also wieder eine Wohnhaus entstehen, das die neuen Besitzer beziehen wollen. Damit sind die Befürchtungen der Nachbarn zerstreut, hier werde ein großer Klotz mit Eigentumswohnungen gebaut.
Mit dem Erlös aus dem Verkauf der weißen Villa soll das denkmalgeschützte Dehmel-Haus in Blankenese saniert werden. Dieses gehörte...
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